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Vor 130 Jahren vertrat der Heimatforscher Grümbke
die Auffassung, statt Kreidefelsen wären massive Felsmassen vorteilhafter
gewesen, die man für Steinbrüche hätte nutzen können.
Niemand wusste damals etwas mit der Kreide anzufangen. Doch schon bald
darauf entstanden die ersten Kreideschlämmereien. 1845 war in Sassnitz
die erste Schlämmerei errichtet worden. Das Leben der in den 19 Kreidewerken
Arbeitenden war hart und entbehrungsreich. Die Kreide wurde mit Spitzhacken
aus den steilen Wänden herausgeschlagen und in schweren Klumpen auf
Loren verladen. Im Rührwerk wurde das Grobmaterial ausgewaschen. Die
Kreide floss als Kreidemilch über Absetzrinnen in Absetzbecken. Dort
schlug sie sich nieder. Dieser Vorgang musste häufig wiederholt werden,
bis sich ein dicker Kreidesatz gebildet hatte. Die dickbreiige Masse wurde
dann aus dem Becken herausgeschaufelt und in Trockenschuppen gebracht;
danach in 20 kg großen Klumpen auf Borte gestellt. Die Arbeit war
schwer und die Technik unzureichend. 1958 gab die ehemalige DDR 30 Millionen
Mark für den Bau eines modernen Schlämmkreidewerks in Klementelvitz
(zwischen Sagard und Sassnitz)
aus. In diesem vollmechanisierten Werk dauerte der Prozess der Kreidegewinnung
nur wenige Stunden. Früher wurden für den gleichen Vorgang etwa
80 Tage benötigt. Nachdem die Kreide gebrochen ist, wird sie in temperiertem
Wasser gelöst, von fremden Bestandteilen befreit und anschließend
durch Hydrozyklone gedrückt und getrocknet. |
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