|
1816 gründete Fürst Malte zu Putbus für "Allerhöchste
Herrschaften" das Luxusbad in Lauterbach
an der Goor, nachdem bereits 1794 in Sargard
Badegäste die "Brunnen-, Bade- und Vergnügungsanstalt" des Pastors
Heinrich Christoph von Willich besucht hatten.1818 wurde das neue Badehaus
im klassizistischen Stil mit einer achtzehnsäuligen Front errichtet.
Reichsgrafen und hohe Millitärs badeten in Marmorwannen für 16
Silbergroschen. Eine Summe, für die seinerzeit ein Landarbeiter monatelang
12 Stunden täglich arbeiten mußte. Später wurde auch in
freier See gebadet. Wie das vor sich ging schildert ein Bericht aus dem
Jahre 1823: "Wer sich des kalten Seebades bedienen will, benutzt einen
der Badekarren, die in einer angemessenen Entfernung zum Lande in See stehen
und wohin kleine Brücken führen. Auf einer Treppe steigt der
Entkleidete ins Bad. Auch die Züchtigste der Frauen darf sich nicht
scheuen, sich eines solchen Karrens beim Baden zu bedienen; denn außer,
dass solcher an den Seiten bekleidet ist, auch die Eingangstür verschlossen
werden kann, ist auch dafür gesorgt, das durch einen seewärts
niederzulassenden Vorhang die Badenden sich dem Blick eines jeden Lauschers
entziehen kann. Übrigens sind diese Badekarren so eingerichtet, dass
dem freien Zuströmen des Wassers und dessen Bewegung im Inneren des
Raumes durchaus keine Schranken gesetzt sind". Zum ersten Modebad Rügens
entwickelte sich zwischen 1860 und 1890 die Dörfer Krampas und Sassnitz
(1906 zu einer Gemeinde vereint) auf der Halbinsel Jasmund. Sassnitz zählte
1913 bereits 12.000 Gäste der Damen- und Herrenbäder. Erst im
Jahre 1924 wurden die bis dahin üblichen getrennten Bäder geschlossen.
Der erste Ort, der das Baden im offenen Meer gestattete, war Thiessow,
ein kleiner Fischerort an der Südspitze der Halbinsel
Mönchgut. Die Bäder an der Ostseeküste Rügens
entwickelten sich nach dem 1. Weltkrieg zu richtigen Familienbädern.
Niemand nahm mehr Anstoß an der luftigen Badekleidung und dem Herumtollen
am steinfreien, sandigen Strand. |
|