Garz Kirche um 1880
Garz Kirche - Innenansicht
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1165 fanden am See von "Gardz" Kämpfe zwischen den Wenden und
dem Heer Waldemars von Dänemark statt. Nach der Eroberung von Arkona
besetzten die Dänen kampflos den Burgwall
der "urbs Karentia" und zerstörten die dort befindlichen Heiligtümer
der wendischen Gottheiten Rugivit, Porivit und Porenut.
1199 zerstörten die Pommernherzöge Bogislaw und Casimir,
von den Dänen für die Unterstützung des Wendenfeldzuges
nicht entschädigt, den Burgwall von Garz. Die
günstige Lage der Burg an der Kreuzung wichtiger Straßen war
Anlass für ihren baldigen Wiederaufbau und 1207 wird das "castrum
Garchen" erneut genannt. Seitdem scheint Garz wieder eine bedeutendere
Rolle gespielt zu haben, da wichtige Urkunden vorzugsweise hier ausgestellt
wurden, u.a. auch die Gründungsurkunde der Stadt Stralsund von 1234.
In der Nähe der Burg war eine in den Urkunden oft erwähnte Burgkapelle
errichtet worden. 1232 belehnte Witzlaw I. die "capelle nostre in Charenz"
mit dem Dorf Gagern und 6 Mark jährlicher
Hebung aus dem Krug in Gingst; 1237 werden ein
"Alexander, sacerdos in Charenz" und ein "Helmicus, subdiakonus" genannt.
Die Nachrichten über die Kapelle verlieren sich am Ende des 15. Jahrhunderts.
Die ursprünglich zwischen Burgwall und Garzer See gelegene slawische
Siedlung wurde vermutlich nach der Gründung der Kirche verlassen zugunsten
einer neuen Siedlung am Fuße des Kirchberges, aus der sich der Ortsteil
Wendorf entwickelte, der erst 1900 in die Stadt
Garz eingemeindet wurde.
Unabhängig von dieser Siedlung entstand eine von deutschen Kolonisten
gegründete Ansiedlung seit etwa 1240 im Nordosten der Burg. Eine zweite
deutsche Siedlung hatte sich westlich von Garz im Kirchenspiel "Swantogur"
als "Rugendal" entwickelt. Sie fand 1313 als "civis Rugendal" ihre erste
Erwähnung, wurde jedoch bald wieder aufgegeben und noch vor 1326 siedelten
ihre Einwohner nach Garz um. Witzlaw IV. verlieh
Garz 1316 oder 1317 Stadtrecht,
1319 werden "nostri concives et consules nove civitatives Gartz" genannt.
Nach dem Tode Witzlaws wurde Garz während des Erbfolgekrieges vom
Rat der Stadt Stralsund beaufsichtigt, im 16. Jahrhundert war es im Besitz
des pommerschen Herzogshauses. Die Ackerbürgschaft, Sitz eines Gardvogts,
erhielt wegen ihrer günstigen Lage bald weiteren Zuzug. Bereits 1353
gründete der Rat die Gewerke der Schuster und Schneider nach Schweriner
Recht; die anderen Gewerben treten in den Urkunden Mälzer, Bierbrauer,
Müller, Gerber, Pelze, Weber und Reifer auf. 1438 erteilte Wartislaw
VI. das Recht zum "Wandschnitt". Im 15. Jahrhundert, der Blütezeit
der Stadt, setzte sich das Ratskollegium aus zwei Bürgermeistern,
einem Kämmerer und drei Senatoren zusammen. Erst 1799 wird der Bau
eines Rathauses "mit massiver Fronte" erwähnt, das 1927 durch das
heutige ersetzt wurde. Im 15. Jahrhundert wurden die Häuserfluchten
reguliert, einige der 7 Nebenstraßen verbreitert und eine der beiden
Hauptstraßen gepflastert. Einen Marktplatz hat
Garz nie besessen;
Markt wurde seit alters her an der verbreiterten Ecke gehalten, an der
sich Lange Straße und Lindenstraße treffen. Dort befanden sich
auch die Gasthöfe des Ortes. Schon am Ende des 16. Jahrhunderts wird
der Ort nur als Fleckchen erwähnt; seit 1561 wird ein landesherrlicher
Stadtvogt genannt. Bergen, das 1613 Stadtrecht
erhalten hatte, überflügelte bald den Ort, der zur Amtsstadt
wurde und seither eine kleine Ackerbürgerschaft blieb. Im Dreißigjährigen
Krieg wurde Garz schwer verwüstet und die verarmten Einwohner gingen
als Dienstleute auf das benachbarte landesherrliche Ackerwerk Rosengarten.
Ende des 17. Jahrhunderts wohnten vorwiegend Handwerker in
Garz. Brände
1701, 1724 und 1765 vernichteten jeweils einen großen Teil der Häuser;
1765 brannten über 50 Häuser ab.
Ebenfalls hier zu finden ist der slawische Burgwall. Heute sind nur
noch Reste dieser mächtigen Wallanlage zu sehen. Einst diente sie
dem Schutz des Sitzes des Stammesfürsten der slawischen Ranen. |
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