Rügen von A bis Z

Ernst Moritz Arndt (1769-1860)

Er wurde als Sohn eines ehemaligen Leibeigenen am 16. Dezember 1769 in Groß Schoritz auf Rügen geboren und starb in Bonn. Dem Vater war es gelungen, aus der Leibeigenschaft entlassen zu werden. Als Gutspächter gelangte er zu einem gewissen Wohlstand. Die Eindrücke seiner Kindheit waren jedoch derartig stark, dass er im Alter von 33 Jahren in seiner Schrift "Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen" in scharfer, durch geschichtliche Tatbestände fundierten Weise die Großgrundbesitzer Rügens anklagte. Arndt erinnerte sich an die Vergangenheit Rügens, in der die Bauern wohl Dienste und Leistungen zu entrichten hatten, jedoch ihre wirtschaftliche Existenz behielten. Dann berichtete er über die Verhältnisse seiner Zeit: "In Rügen war noch in  meinen Tagen eine Menge Dörfer verschwunden, und die Bewohner der Höfe waren als arme, heimatlose Leute davongetrieben, so dass die, die früher Knechte gehalten hatten, nun selbst auf großen Höfen als Knechte und Mägde dienen mussten. Ja, es gab Edelleute, welche große Dörfer ordentlich auf Spekulation kauften, Wohnungen und Gärten schleiften, große und prächtige Höfe bauten und diese dann mit Gewinn von 20.000 und 30.000 Talern wieder verkauften. Dies veranlasste an manchen Stellen förmliche Bauernaufstände, welche durch Soldatenentsendung und Einkerkerung gedämpft werden mussten. Auch wurden, wie es munkelte - was aber des verhassten Gegenstandes wegen vertuscht ward - , einzelne böse Edelleute und Pächter gelegentlich wie Tiberius durch nächtliche Überfälle unter Kissen erstickt." Seit dem Jahre 1800 lehrte Ernst Moritz Arndt an der Greifswalder Alma Mater Geschichte und Sprachen. Sechs Jahre später wurde er Professor an der dortigen philosophischen Fakultät. Wegen seines unüberhörbaren Eintritts gegen die napoleonische Besetzung verfügte der französische Militärgouverneur die Entlassung. Dafür wurde Kosegarten, ein begeisterter Napoleonverehrer, auf den historischen Lehrstuhl berufen. Die Phantasie des Kindes wurde durch Erzählungen von Sagen und Märchen schon früh angeregt. Oft mischten sich Überlieferungen aus der Slawenzeit in die Geschichen ein. Ernst Moritz Arndt hat das Volksempfinden in manche seiner nacherzählten Sagen einfließen lassen. Beispiele dafür sind "Prinzessin Svanvithe", "Der gläserne Schuh" und "Der eiserne Pflug". "O Land der dunklen Haine, o Glanz der blauen See, o Eiland, das ich meine, wie tut's nach dir mir weh! Nach Fluchten und nach Zügen weit über Land und Meer, mein trautes Ländchen Rügen, wie mahnst du mich so sehr! O wie mit goldnen Säumen die Flügel rings umwebt mit Märchen und mit Träumen Erinnerung zu mir schwebt! Sie hebt von grauen Jahren den dunklen Schleier auf, von Wiegen und von Bahren, und Tränen fallen drauf." (Geschrieben 1842 in seinem 73. Lebensjahr in Bonn, als an eine Rückkehr nach Rügen nicht mehr zu denken war.)
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