|
An sie erinnern die auf Rügen bekannten
"Herthaburg", der "Herthasee" und die "Herthabuche".
Mitten im Stubnitzwald, nicht weit vom Königsstuhl,
befinden sich die Herthaburg - ein noch heute erhaltener 30 bis 60 Meter
hoher slawischer Burgwall - und der verwunschene Herthasee. Wenn Wind und
Schneesturm tobten, und das Eiland noch weltabgeschiedener werden ließen
als im Sommer, wurden beim Hecheln und Flachsen die Sagen und mit ihnen
eine seit tausend Jahren vergangene Zeit lebendig.
Die Herthasage:
Die Herthaburg, in der Nähe der Stubbenkammer,
war in alter Zeit Wohnsitz der Göttin Hertha. Sie war den Menschen
wohlgesinnt und belohnte die Mühen der Bauern mit reichen Früchten.
Zur Erntezeit fuhr die Göttin mit einem mit Kühen bespannten
Wagen durch das Land und wurde überall mit Jubel begrüßt.
Nach der anstrengenden Fahrt badete sie im Waldsee, dem Herthasee. Diener
und Dienerinnen wuschen den Wagen und leisteten Hilfe dei den heiligen
Handlungen. Damit sie von der Zeremonie nichts ausplaudern konnten, wurden
sie ertränkt. Die Geister der im See Ertränkten versammeln sich
häufig am Ufer.
Die Herthabuche:
Wenige Schritte vom Eingang der Herthaburg entfernt stand eine riesige,
breite Buche, die bei den Kulthandlungen der Göttin eine Rolle spielte.
Aus dem Rauschen der Zweige sagte der Priester die Zukunft vorraus, und
die Göttin teilte auf diese Weise ihren Willen mit.
Die Schwarze Frau in der Stubbenkammer:
In der Stubbenkammer führt ein steiler, schmaler Pfad zur Höhle
der schwarzen Frau. Sie sitzt da seit vielen hundert Jahren. Früher
bewachte sie einen goldenen Becher. Oben auf dem Felsen über dem Höhleneingang
saß eine weiße Taube. Es mag hundert Jahre her sein, als ein
in Dänemark wegen Hochverrats zum Tode Verurteilter den Befehl erhielt,
durch den Raub des Bechers sein Leben zu retten. Begleiter führten
ihn bis auf den Felspfad. Der Verurteilte fand die Höhle offen, in
der unbeweglich, in Flammen eingehüllt, die schwarze Frau saß.
Sie war in Seide gekleidet, und ein schwarzer Schleier bedeckte ihr Gesicht.
Neben ihr lag der Becher. Der Eindringling griff danach. Da schlug die
schwarze Frau den Schleier von ihrem schönen, bleichen Gesicht zurück,
sah ihn an und klagte mit leiser Stimme: "Wähle recht, fremder Mann!
- Wenn Du recht wählst, so bin ich auf ewig Dein!" Der Missetäter
aber sah nur den Becher und nahm ihn fort. Im Davoneilen hörte es
hinter sich seufzen: "Weh mir, nun kann mich keiner erlösen!" In diesem
Moment verwandelte sich die weiße Taube in einen schwarzen Raben,
der dort ewig Wache hält. |
|